Korngold


Review

by Andreas Grabner for BR Klassik (Bayerischer Rundfunk)

Jan. 22, 2010

Erich Wolfgang Korngold Kammermusik In erster Linie als Komponist spätestromantisch-sinnlicher Opern und opulenter Filmmusiken ist Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) ins Bewusstsein der musikalischen Nachwelt eingegangen - dabei hat Korngold über weite Perioden seines künstlerischen Wirkens auch Kammermusik geschrieben, von den Anfängen als Wunderkind im Wien nach der Jahrhundertwende bis zu den Kriegs- und Nachkriegsjahren im amerikanischen Exil in Hollywood. Von Andreas Grabner 
Stand: 22.01.2010 Von 1921 stammt das früheste Werk auf dieser Doppel-CD, das Klavierquintett op. 15, von 1945 das späteste, das dritte und letzte Streichquartett; dazwischen liegen mit je ungefähr zehn Jahren Abstand die beiden anderen Streichquartette, ein spannender "Längsschnitt" durch Korngolds Œuvre, der aufschlussreiche Erkenntnisse über die musikalische Entwicklung des Komponisten ermöglicht. Epische Glut und seiner starke Emotionalität Denn anders als alle die verächtlichen Urteile über ihn aus der "Neue-Musik-Ecke" vermuten ließen, hat Korngold natürlich auf seine Zeit und ihre Strömungen reagiert, wenn auch nicht so radikal wie manche Zeitgenossen, und dabei immer seinem ausgeprägten opulenten, irisierend-farbigen eigenen Personalstil treu. So macht etwa der langsame Satz des ersten Streichquartetts von 1923 mit seiner epischen Glut und seiner starken Emotionalität plausibel, dass Korngold später zum größen Filmkomponisten aller Zeiten werden konnte. Das Scherzo aus dem 22 Jahre später entstandenen Dritten Streichquartett hingegen zeigt in den Außenteilen den Komponisten auf herber Augenhöhe mit Bartók, Britten, Strawinsky - auch wenn sich in der Mitte eine "Insel der Seligen" erhebt, die herzbewegende, zutiefst korngoldene Kantilene aus dem Film "Between Two Worlds". Reiche, vieldimensionale Musik. In bester Wiener Tradition Das Aron-Quartett und im Klavierquintett der Pianist Henri Sigfridsson verwirklichen sie auf der Höhe moderner Streichquartett- und Interpretationskunst, hörbar in der Nachfolge des großen Alban Berg Quartetts (bei dem die Musiker in die Lehre gegangen sind): sachlich genug, um die feinen Strukturen von Korngolds Musik hören zu lassen, auch ihre subtile Polyphonie, andererseits mit einer Vitalität und einem Charme, die ich im besten Sinne Wienerisch nennen möchte - zumal wenn sie so unwiderstehlich daherkommen wie im gutgelaunten, geistvollen Walzer-Finale des Zweiten Streichquartetts. Eine rundum gelungene Koproduktion von cpo und dem ORF, die wieder einmal einlädt, Erich Wolfgang Korngold als einen der großen Komponisten des 20. Jahrhunderts zu entdecken.

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