Korngold


Review

by Ernst Naredi-Rainer for Kleine Zeitung

March 15, 2010

Seine 1920 aus der Taufe gehobene "Tote Stadt" hat den Weg zurück in das Opernrepertoire gefunden, seine - mit zwei Oscars ausgezeichneten - Filmmusiken tragen seinen Ruhm noch immer in die Gegenwart. Dass der 1897 in Brünn geborene, in Wien als Wunderkind aufgewachsene und 1934 in die USA emigrierte Erich Wolfgang Korngold aber auch bedeutende Kammermusik komponiert hat, ist heute kaum noch bekannt. Abhilfe schafft das 1998 in Wien gegründete Aron Quartett, das sich von den enormen technischen Anforderungen der drei Streichquartette nicht abschrecken ließ und diese hohen Hürden ebenso mit Bravour meistert wie Henri Sigfridsson jene des Klavierparts im Klavierquintett op. 15, den Korngold für sich selbst geschrieben hatte. Das dem einige Jahre in Graz tätigen taubstummen Bildhauer Gustinus Ambrosi gewidmete  Klavierquintett entstand 1921 kurz nach der "Toten Stadt", setzt dessen üppige und originelle Harmonik fort und trägt fast orchestrale Züge. das schon davor begonnene, aber erst 1923 vollendete 1. Streichquartett A-Dur, op. 16 weist expressionistische Momente auf und wurde dank seiner kühnen Modernität 1925 beim Weltmusikfest der Internationalen Gesellschaft für Neie Musik in Venedig vorgestellt. Sehr wienerisch und weniger experimentell klingt das 1933 in Gmunden entstandene 2. Streichquartett Es-Dur, op. 26, das bereits im US-Exil gedruckt werrden musste. Seinen letzten Beitrag zur Gattung schrieb Korngold 1944 in Amerika: Das 3. Streichquartett op. 34 nimmt zwar Bezug auf einige Filmpartituren, zeugt aber mit seinem schlanken Duktus und seiner ungemein souveränen Verarbeitung von der sich selbst bescheidenden Meisterschaft des Komponisten. Das Aron Quartett zeichnet diese stilistischen Wandlungen flexibel nach. Es lässt sich auch in den üppigeren Stücken nicht zu sahniger Klangschwelgerei verleiten, sondern hat trotz aller Leidenschaftlichkeit des Vortrags stets die Strukturen, die Korngolds handwerkliche Meisterschaft vermitteln, im Auge. Das Wiener Ensemble verdeutlicht prägnant Korngolds avancierte Harmonik, zeigt die Eigenart des Komponisten ebenso deutlich wie dessen Herkunft. Erich Wolfgang Korngold: Streichquartette Nr.1-3 und Klavierquintett op. 15.
Aron Quartett, Henri Sigfridsson (Klavier).
cpo, 2 CDs.

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